Freitag, 25. März 2005
Kein Ostern dieses Jahr
Der ist alt, aber gut und grausam und jedes Jahr wieder gerne hervorgeholt:

Liebe Kinder, in diesem Jahr wird es keine Ostereier geben - ich hatte gestern auf dem Weg nach Hause einen schrecklichen Unfall. Der Osterhase ist tot.

... link (13 Kommentare)   ... comment


Augenkontakt
Es ist laut, die Musik ist laut. Viele Menschen, viele Blicke, die vorbeihuschen. Viele Gedanken, klebrig durch den Alkohol in meinem Kopf. Keine Gedanken, das klappt besser. Kein Morgen, keine Ruhe, kein Alleinsein.
Das Glas ist leer. Noch ist der Abend gut. Ein Wasser? Eine Cola? Oder doch noch ein Bier?
Theke, Menschen vor mir, leicht verschwitzte Leiber drängen sich aneinander. Ein auffordernder Blick - "Ein Bier!" - ein Nicken, Glas wird gegen Verzehrkarte getauscht. Zu voll hier. Zu laut.
Ich wende mich ab, die Zeit bleibt stehen. Unsere Blicke kollidieren. Wäre es ein Hollywoodfilm, würde die Musik ausgeblendet und durch sanfte Streicher ersetzt, Augen würden funkeln, Lippen würden glänzen.
Die Blicke haftet aufeinander. Was nun? Was würden wir nun machen? Schauen wir uns weitere 10 Jahre in die Augen? Was ist danach? Fallen wir uns in die Arme, zerren uns auf die Toilette und reissen uns die Kleider vom Leib? Oder passiert es im Auto? Oder bei dir zuhaus? Oder werden wir uns Hallo sagen, ein wenig Smalltalk halten und merken, dass wir nette Menschen sind? Was wird in einer Millisekunde passieren? Werden wir die Mundwinkel nach oben ziehen, zu einem unkenntlichen Lächeln verzogen, werden wir es dabei belassen, vielleicht die Gläser heben? Ich habe viele Jahre Zeit, um darüber nachzudenken, während unsere Pupillen miteinander verschmelzen.
Jemand drängt sich vorbei, die Zeit läuft weiter, ich sehe seine massige Schulter, das jahrelange Band zwischen unseren Pupillen wird zerschnitten, die Musik wird wieder laut. Ich nehme mein Glas, nippe kurz dran, wende mich ab. Gehe drei Schritte, drehe mich um und sehe nur in viele leere Gesichter, die Bewegungen sind schnell, es ist laut. Verschwitzt. Schnell. Meine Gedanken bleiben kurz stehen bei deinen Brüsten stehen, bei deinem Hals, deinen Wangen, deinen Augen, deinem Innersten, bei den letzten vergangenen Jahren.

Im Umdrehen gehe ich weiter, M. signalisiert mir, dass er und seine Frau gerne fahren würden.
Schweigend sitze ich im Wagen. Keine Gedanken mehr, die Welt entschleunigt sich, die Reifen summen und ich sehe ein Paar Augen vor mir.



... link (6 Kommentare)   ... comment