Freitag, 25. März 2005
Augenkontakt
Es ist laut, die Musik ist laut. Viele Menschen, viele Blicke, die vorbeihuschen. Viele Gedanken, klebrig durch den Alkohol in meinem Kopf. Keine Gedanken, das klappt besser. Kein Morgen, keine Ruhe, kein Alleinsein.
Das Glas ist leer. Noch ist der Abend gut. Ein Wasser? Eine Cola? Oder doch noch ein Bier?
Theke, Menschen vor mir, leicht verschwitzte Leiber drängen sich aneinander. Ein auffordernder Blick - "Ein Bier!" - ein Nicken, Glas wird gegen Verzehrkarte getauscht. Zu voll hier. Zu laut.
Ich wende mich ab, die Zeit bleibt stehen. Unsere Blicke kollidieren. Wäre es ein Hollywoodfilm, würde die Musik ausgeblendet und durch sanfte Streicher ersetzt, Augen würden funkeln, Lippen würden glänzen.
Die Blicke haftet aufeinander. Was nun? Was würden wir nun machen? Schauen wir uns weitere 10 Jahre in die Augen? Was ist danach? Fallen wir uns in die Arme, zerren uns auf die Toilette und reissen uns die Kleider vom Leib? Oder passiert es im Auto? Oder bei dir zuhaus? Oder werden wir uns Hallo sagen, ein wenig Smalltalk halten und merken, dass wir nette Menschen sind? Was wird in einer Millisekunde passieren? Werden wir die Mundwinkel nach oben ziehen, zu einem unkenntlichen Lächeln verzogen, werden wir es dabei belassen, vielleicht die Gläser heben? Ich habe viele Jahre Zeit, um darüber nachzudenken, während unsere Pupillen miteinander verschmelzen.
Jemand drängt sich vorbei, die Zeit läuft weiter, ich sehe seine massige Schulter, das jahrelange Band zwischen unseren Pupillen wird zerschnitten, die Musik wird wieder laut. Ich nehme mein Glas, nippe kurz dran, wende mich ab. Gehe drei Schritte, drehe mich um und sehe nur in viele leere Gesichter, die Bewegungen sind schnell, es ist laut. Verschwitzt. Schnell. Meine Gedanken bleiben kurz stehen bei deinen Brüsten stehen, bei deinem Hals, deinen Wangen, deinen Augen, deinem Innersten, bei den letzten vergangenen Jahren.

Im Umdrehen gehe ich weiter, M. signalisiert mir, dass er und seine Frau gerne fahren würden.
Schweigend sitze ich im Wagen. Keine Gedanken mehr, die Welt entschleunigt sich, die Reifen summen und ich sehe ein Paar Augen vor mir.



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In Ermangelung einer Mailaddy die Antwort eben hier:
Ich wäre auch dazu bereit, mich in das hinterste Eckchen bei dir zu setzen und die dunklen Gedanken zu vertreiben. Man gebe mir lediglich die Möglichkeit die gehorteten Steinchen sinnvoll zu nutzen. Mauern will ich damit nicht. Ich erhoffe mir einen größeren Effekt vom schmeissen. Ob diese Hoffnung begründet ist, wage ich nicht hervorzusagen. Aber man kann es probieren. Denn wie heissts so schön: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Ebenso bin ich dazu geneigt, die allzu lauten Gedanken heute Nacht auszuschalten. Möglichst effektiv gegen sie vorzugehen, wenn auch noch planlos. Ob nun mit Hilfe der Bettdecke, eines Kissens, eines Gummihammers oder der Übertönung durch Anheulen des Mondes. Wobei ich letzteres doch eher den Wölfen überlassen sollte. Die sind geübter darin und erzielen damit vielleicht eher Erfolge, als ich es täte. Notfalls könnte ich mich ja daneben setzen und ihnen beim heulen zusehen- während ich nebenbei mit meinen Steinchen jongliere, bereit zum ersten Wurf...

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Notfalls könnte ich mich ja daneben setzen und ihnen beim heulen zusehen- während ich nebenbei mit meinen Steinchen jongliere, bereit zum ersten Wurf...
Es gibt Momente, da maifestiert sich ein Bild in meinem Kopf und ich würde so gerne zeichnen oder malen können.
Mit Steinchen jonglierend neben einem Rudel heulender Wölfe - das hat schon was surrealistisches.
Hat denn eine Methode funktioniert oder waren die Gedanken noch lange sehr laut?

In Ermangelung einer Mailaddy die Antwort eben hier
Mhh. Bin ja neu in Klein-Bloggerdorf und hab den Kniff noch nicht gesucht und gefunden, damit das kleine E-Mail-Schildchen da rechts funktioniert. Kommt Zeit, kommt Addy.

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Solltest du das Bild jemals zu Papier gebracht bekommen, hätte ich gerne einen Abzug. Kann nie schaden, es zu haben. So als Erinnerung, wie damit umgehen, was tun.
Die Gedanken wurden mit Hilfe von Musik, Musik und nochmal Musik zum schweigen gebracht bzw übertönt. Es dauerte ein Weilchen, bis sie sich nicht mehr rührten. Der eine oder andere zuckte nochmal, wie in Erinnerung an gewesenes oder an seine Existenz, bekam dann aber ein Steinchen an den Kopf geworfen und gab Ruhe. Bis der nächste und somit das ganze Spiel von vorne anfing. Irgendwann wussten alle, wies läuft und verhielten sich ruhig. Und mit ihnen ich...

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Wahrscheinlich eine sehr gesunde Methode. Bei mir hat gestern jeder dieser Gedanken ein Bier vor den Kopf bekommen und war auch ruhig.
Heute morgen waren sie aber alle wieder putzmunter und feierten eine kleine Party in meinem Schädel. Uargh.

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Da ich absolut keinen Alkohol trinke fällt diese Methode leider bei mir weg. Auch wenn ich mir das eine oder andere Mal gewünscht hätte, es doch zu tun, nur um vorübergehend die Gedanken auszuschalten, sie torkelnd in eine Ecke zu treiben und ihnen dann genüsslich vor die Füße zu kotzen- damit sie auch ja wissen, was ich von ihnen halte...

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Ausprobieren! Es sind nicht nur die gräßlichsten Momente im Leben, manchmal auch dies schönsten und kreativsten.
Man weiß es halt vorher nur nicht...

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