Donnerstag, 15. Dezember 2005
Dumdidum
*summ*

Fein, nach meherern Tagen fieser Erkältung und grippalen Auswüchsen im Hals, Nase und Ohren mal wieder einen halbwegs klaren Kopf zu haben.

Mehr getan am Schreibtisch bekomm ich heute zwar dadurch auch nicht. Egal. Zumindest für heute.

*flöt*

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Montag, 5. Dezember 2005
Schweinehund
Dieser innere Schweinehund ist schon ein nützliches Haustier. Sehr pflegeleicht und immer treu an Herrchens Seite. So auch heute. Den ganzen Tag wollte er sich auf der Couch rumflätzen, Fernseh gucken und Pizza und Süßigkeiten in sich hineinstopfen.
So ein Glück, daß es mir da genauso ging. Also haben wir zusammen einen faulen Tag verbracht und die Unmöglichkeit, das Haus zu verlassen und sich an der frischen Luft zu bewegen mit den mäßigen bis kaum vorhandenen Nieselregen und dem leichten Kratzen im Hals begründet.

Was für ein liebes Haustier.

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Donnerstag, 22. September 2005
Collect some stars to shine for you, and start today there are only a few
Hilfe - bin ich gut drauf. Die obligatorischen Mittwochabendtreffen habe ich in letzter Zeit, zumal es auch die letzten ihrer Art waren, genossen. Heute war es wirklich schön. Traf man vor ein paar Jahren an diesem Abend noch alle Leute aus dieser Stadt, die es wert waren, gekannt zu werden, vereinsamten diese Treffen sehr stark - Studium, Job, Beziehungen, kein Bock: die Gründe für das Fortbleiben vieler Leute von dieser Stadt waren so vielfältig wie nachvollziehbar. Mittlerweile bin ich auch froh, endlich aus diesem einengenden Kreisen fort zu sein, in der Gewissheit, oft genug zurückkehren zu können, zumal mein neuer Wohnort in relativer Nähe ist. Trotzdem ist es eine ungekannte Art von Freiheitsgefühl, die mich überkommt. Auch wenn dieses von El Professore und dem neuen Job wahrscheinlich zuichte gamacht werden wird, heute abend bin ich mehr als zuversichtlich.

Es gibt so viel zu tun, es ist wuselig. Tausend Dinge zu erledigen, zu packen, zu organisieren. Und es ist schön zu sehen, dass treue Seelen sich auch bei der Umzugsarbeit beteiligen werden. Einer davon ist, schon seit mehrern Jahren außerhalb wohnend, und mittlerweile ein sehr guter Freund hat sich für nächste Woche angekündigt - ich glaube, es wird eine schöne Woche, und zugleich eine schwere - ich werde in die große weite Welt ans andere Ende des Ruhrgebietes hinausziehen.

Ich erinnere mich an das grauselige Gefühl, als ich vor mehreren Jahren meine eigene "Wohnung" in diesem Haus bezog - fort aus der Obhut der elterlichen Wohnung in die weite Welt (ein Stockwerk tiefer). In Sachen Wohnraum scheine ich eine sehr konservative Seele zu haben: Schon damals irritierte mich für eine kurze Zeit das neue Umfeld mehr als das es gut war. Wie soll es jetzt erst werden? Weit weg und unbeschützt vor den Grausamkeiten des Alltages?

Ich bin gespannt und - im Moment - guter Dinge. Man muss die Dinge nehmen, wie sie kommen. Und man sollte dabei nicht zögern. Stillstand ist Rückschritt.

From green to red our days pass by
Waiting for a sign to tell us why
Are we dancing all alone?

Collect some stars to shine for you
And start today, there are only a few
A sign of times my friend



/np: In Flames - Trigger

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Donnerstag, 25. August 2005
Zeitreise
Seit Jahren hatte ich vor, diesen alten Schrank vom Dachboden zu holen und aufzuarbeiten. Ein großer Küchenschrank im klassischen Stil, ohne große Schnörkel, unten Schrank, oben milchverglaste Vitrine. Lange vor der Epoche des Gelsenkirchener Barock. Selbst Oma kann ihn nicht genau zeitlich einordnen (wohl weil sie ihn nicht sehen kann, aber das gibt sie nicht zu) - er stammt wahrscheinlich von ihrer Mutter und ist somit fast über 100 Jahre alt.

Heute wurde er aus seinem Jahrzehnte währenden Speicherexil befreit. Es gibt viel zu tun, alter Lack weg, neuer Schliff, mehrere Reparaturen, neuer Lack, neues Glas, ich habe Freude an solchen Restaurationsarbeiten. Nachdem ich das morsche Schrankpapier in 50er-Optik entfernt hatte, ging es dem Schrank mit Heißluftpistole und Beitze zu Leibe. Meine Ohren im Gehörschutz, der eintönigen Arbeit nachgehend, schweifen meine Gedanken ab in die Zeiten dieses Schrankes. In die Vorstellung meiner Urgroßmutter und ihres Lebens am Anfang des letzten Jahrhunderts.

Von weit weg waren sie gekommen, das Ruhrgebiet versprach Kohle, Arbeit, Geld und einen bescheidenen Wohlstand. Wahrscheinlich hatte sich das junge Ehepaar diesen Schrank vom ersten Ersparten gekauft. Später sollte mein Urgroßvater dieses Haus bauen, in dessen Keller ich mitsamt Heißluftpistole jetzt stand. Später kam der erste Weltkrieg, das Ehepaar bekam in dieser Zeit der Armut fünf Kinder, später kam der zweite Weltkrieg, der ihnen drei dieser Kinder wieder nahm. Ihre Tochter hatte bis dahin schon geheiratet und bekam zu der Zeit kurz nach dem Krieg, als die Leute vor Hunger Gras und Blätter unter ihre wässrige Suppe mischten, ihr zweites Kind, meine Mutter. Bettelarm, hungrig und zerbombt musste es fast unmöglich sein, ein Neugeborenes großzuziehen.

All dies, Geburt, Tot, Glück, Freude, Trauer und Elend muss dieser Schrank erlebt haben. Ob sich meine Urgroßmutter jemals ausgemalt hat, wie fast ein Jahrhundert später ihr Urenkel dabei ist, diesen Schrank zu neuem Leben zu erwecken? Hätte sie es als selbstverständlich gehalten, dass ich genug zu Essen habe? Dass ich diese Musik dabei höre? Dass diese aus einer summenden Maschine names Computer kommt? Dass ihre Tochter dabei steht, fast 90jährig, so gut wie erblindet, stolz auf ihren Enkel mit so viel technischem Geschick, Geschichten erzählend aus dieser Zeit?

Auch wenn ich in den nächsten Tagen eine mittelschwere Lösungsmittelvergiftung von dem alten Bleilack davontragen werde - ich liebe diesen Schrank schon jetzt und freue mich auf die Küche, die er demnächst schmücken wird.

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Mittwoch, 24. August 2005
Kram
Es ist schon erstaunlich, was sich alles so in in ein paar Jahren Leben an Kramzeug und Papier ansammelt. Von Zeit zu Zeit habe ich Aufräum-, Wegwerf- und Behaltanfälle. Das gleicht immer einer Art Selbstreinigung. Rekapitulation der Vergangenheit, Statusbestimmung der Gegenwart, Platz schaffen für die Zukunft. Die Schubladen und Kartons, der Papierkorb und die Müllbeutel bekommen mehr als ihre eigene Bedeutung.
Jetzt werde ich diese Räume hier verlassen, und ich muss feststellen, dass die Aufräumaktion diesmal viel länger dauern wird. Beim Durchschauen alter Dinge, Papiere, Briefe, Fotos macht sich eine Mischung aus Wehmut und Freude, aus Spannung und Angst breit. Es ist kribbelig. Was passiert in den nächsten Monaten und Jahren? Wird es genauso sein wie bisher?
Eine Art Inventur des eigenen Lebens der letzten 10 Jahren liegt heute hinter mir. Eigentlich bin ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Ob ich das in 10 Jahren wieder sagen werde?
(und ob ich bis dahin auch alle (!) Telefonrechnungen und Kontoauszüge behalten und sortieren werde?)

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Montag, 22. August 2005
Es bewegt sich
Es beginnt schon früh zu dämmern zu dieser Jahreszeit. Der stahlgraue Himmel zieht draussen an den Scheiben des Regionalexpresses vorbei. Drinnen ist es stickig, auf den Sitzen die letzten erschöpften berucksackten Weltjugendtagpilger, der MP3-Player erfreut mich mit Musik der besten Rockband Deutschlands und ich erkenne, dass dies demnächst mehr ist als mein Weg nach Hause.

Es wahr ein ruhiges Wochenende, das eigentlich nicht so geplant war. Gerade hatte ich die Wohnungssuche für das Projekt "neuer Lebensabschnitt" begonnen - und was eine Woche zuvor noch eine bierlaunige Idee war, nahm zunehmend Formen an. Ich werde mit ihr zusammenziehen. Nein, werter Leser, nix schlimmes denken, wir werden lediglich WG-Partner. Und damit ist in meinem kleinen Leben wieder alles anders gelaufen, als vorher gedacht. Aber ich besann mich auf den Rat eines Freundes, mit beginnender Promotion mich nicht sofort in die soziale Isolation zu verbannen und die Erfahrung einer Wohngemeinschaft wenigsten einmal im Leben zu erfahren.
Nun, natürlich ist da auch noch die kleine, aber ziemlich schnuckelige Altbauwohnung mit hohen Decken in einer erstaunlich ruhiger Lage im Herzen des Ruhrgebiets und eine reizende Mitbewohnerin noch dazu.
Huch, akademischer Single Ende 20 in einer Albau-Großstadt-WG - Hallo Klischee! Ich komme!
(Aber ich freu mich drauf und jetzt rasch ins Bett, morgen gibts einiges zu organisieren. Ja, es bewegt sich.)

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Freitag, 22. Juli 2005
Tüss!
800 km und einige Regengebiete liegen vor mir - Möglichkeit genug, um auf dem Rad den Kopf frei zu bekommen bzw. mit neuen Eindrücken zu füllen. Ich freu mich auf jeden Fall, mal wieder aus dem Kaff hier herauszukommen - auch wenns nur einmal rund durch Norddeutschland geht. In 1 1/2 Wochen bin ich zurück und hab hoffentlich viel zu erzählen...

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Freitag, 8. Juli 2005
Ich habe fertig
Der letzte Satz des Gutachtens erfreute mich dann doch am meisten:
"Somit beschließe ich, die Abschlussarbeit von Herrn Lividus mit der Note 'sehr gut' (1,0) zu bewerten." gez. Prof. von Lividus

Hihi... ich freu mich :-)

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Mittwoch, 29. Juni 2005
Der Drucker läuft
Knappe 9 Monate dauerte das ganze Projekt insgesamt - mit vielen Pausen, Höhen und Tiefen, persönlicher Verzweiflung und Euphorie, unglaublicher Verliebtheit, einem gebrochenen Herzen (meinem), einer unverschämten Portion Faulheit gepaart mit panikartigen Anfällen von Arbeitswut.

8 Wochen Schreibarbeit, davon 4 intensiv, 500 Seiten Papier, ein Satz Druckerpatronen, 486 MB Daten, 4000 Seiten Literatur von der nur ein Bruchteil gelesen und ein noch geringerer Anteil verstanden worden ist, 20 Pfund Kaffee, 5 Kilo Schokolade, 3 Kästen Öttinger Pilsener, eine manifestierte Nikotinabhängigkeit, 15 erlebte Sonnenaufgänge beim Schlafen gehen, 500 g Nervenmasse weniger, dafür 4 Kilo Fettmasse zusätzlich am Körper, 2654 Kompiliervorgänge in LaTeX und die Hilfe einer sehr lieben Person in der letzten Nacht vor dem Druck.

Jetzt gibts kein zurück - ich muss meine geistigen Ergüsse abliefern, mit dem Ergebnis bin ich zwar nich ganz zufrieden, aber es wird langen.

Und das war erst die Diplomarbeit. Die wirklich wichtigen Dinge warten noch dort - in der nebelverhangenen Zukunft. Aber das hat Zeit, jetzt wird vier Wochen erstmal nix gemacht.

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Dienstag, 28. Juni 2005
*flaschbieraufmach*
Letzter Satz des lezten Kapitels mit einem Punkt beendet. Jetzt schreib ich noch nen schickes Abstract, morgen kommt der Korrekturmarathon, am Mittwoch drucken und binden, am Donnerstag die Frau Prüfungsamt beglücken.

Irgendwo muss aber noch ein Haken sein - in der letzten Phase lief es einfach zu gut und auch ohne große Freizeiteinbußen. Nun - time will tell.

Prost!

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