... newer stories
Samstag, 27. August 2005
Kopfabschrauber
lividus, 05:04h
Ha! Doch noch ein verspätetes Geburtstagsgeschenk angekommen, sonst wäre das Ding auch schon seit Montag in meinem Besitz.
Und ich mache gerade den Fehler und führe das erste Reinhören bei gedämpfter Zimmerlautstärke durch, zumal in diesem Haus auch noch andere Leute schlafen. Und dies ist bei FF Alben immer ein Fehler - es ist nun mal eine rechte Band - in dem Sinne, dass alle Regler am besten nach rechts gedreht sind.
Der erste Eindruck erinnernt mich an das erste Hören von "Digimortal" - neu erfunden haben sie sich nicht, nur ein wenig verändert. Bis jetzt astreine Kopfabschrauber, einige ruhige Momente, erstaunlich viel rockige Töne, zumindest eine typische "FF-Hymne" ist auch dabei, trotzdem hört sich alles etwas zu sauber an. Und ein wenig lieblos. Zu neu, zu ungewohnt. Zu wenig Robocop-meets-Orwell. Zu wenig Zukunfts-Apokalypse. Zu wenige Shock-to-the-System. Zu wenig gute alte Zeit. Nun. Erster Eindruck halt. Ist immer so. Morgen mal bei Stufe 10 ausprobieren. Vielleicht könnt ihr es dann hören.
Trotzdem hat das ganze mehr sentimentalen Charakter - bei jedem neuen FF-Output fühle ich in lang vergangene Zeiten zurückversetzt. Auf dieser einen Party, FF waren das Nonplusultra, von vielen von uns vergöttert. Und ich höre die Stimme von N., meiner damaligen
Ja, ein wenig hat sie Recht gehabt. Aber keiner kotzt so geil in die Ecke wie Fear Factory. Und nichts ist so toll wie die gute alte Zeit. Damals war alles besser. Sogar die Zukunft.
... link (2 Kommentare) ... comment
Donnerstag, 25. August 2005
Zeitreise
lividus, 06:19h
Seit Jahren hatte ich vor, diesen alten Schrank vom Dachboden zu holen und aufzuarbeiten. Ein großer Küchenschrank im klassischen Stil, ohne große Schnörkel, unten Schrank, oben milchverglaste Vitrine. Lange vor der Epoche des Gelsenkirchener Barock. Selbst Oma kann ihn nicht genau zeitlich einordnen (wohl weil sie ihn nicht sehen kann, aber das gibt sie nicht zu) - er stammt wahrscheinlich von ihrer Mutter und ist somit fast über 100 Jahre alt.
Heute wurde er aus seinem Jahrzehnte währenden Speicherexil befreit. Es gibt viel zu tun, alter Lack weg, neuer Schliff, mehrere Reparaturen, neuer Lack, neues Glas, ich habe Freude an solchen Restaurationsarbeiten. Nachdem ich das morsche Schrankpapier in 50er-Optik entfernt hatte, ging es dem Schrank mit Heißluftpistole und Beitze zu Leibe. Meine Ohren im Gehörschutz, der eintönigen Arbeit nachgehend, schweifen meine Gedanken ab in die Zeiten dieses Schrankes. In die Vorstellung meiner Urgroßmutter und ihres Lebens am Anfang des letzten Jahrhunderts.
Von weit weg waren sie gekommen, das Ruhrgebiet versprach Kohle, Arbeit, Geld und einen bescheidenen Wohlstand. Wahrscheinlich hatte sich das junge Ehepaar diesen Schrank vom ersten Ersparten gekauft. Später sollte mein Urgroßvater dieses Haus bauen, in dessen Keller ich mitsamt Heißluftpistole jetzt stand. Später kam der erste Weltkrieg, das Ehepaar bekam in dieser Zeit der Armut fünf Kinder, später kam der zweite Weltkrieg, der ihnen drei dieser Kinder wieder nahm. Ihre Tochter hatte bis dahin schon geheiratet und bekam zu der Zeit kurz nach dem Krieg, als die Leute vor Hunger Gras und Blätter unter ihre wässrige Suppe mischten, ihr zweites Kind, meine Mutter. Bettelarm, hungrig und zerbombt musste es fast unmöglich sein, ein Neugeborenes großzuziehen.
All dies, Geburt, Tot, Glück, Freude, Trauer und Elend muss dieser Schrank erlebt haben. Ob sich meine Urgroßmutter jemals ausgemalt hat, wie fast ein Jahrhundert später ihr Urenkel dabei ist, diesen Schrank zu neuem Leben zu erwecken? Hätte sie es als selbstverständlich gehalten, dass ich genug zu Essen habe? Dass ich diese Musik dabei höre? Dass diese aus einer summenden Maschine names Computer kommt? Dass ihre Tochter dabei steht, fast 90jährig, so gut wie erblindet, stolz auf ihren Enkel mit so viel technischem Geschick, Geschichten erzählend aus dieser Zeit?
Auch wenn ich in den nächsten Tagen eine mittelschwere Lösungsmittelvergiftung von dem alten Bleilack davontragen werde - ich liebe diesen Schrank schon jetzt und freue mich auf die Küche, die er demnächst schmücken wird.
Heute wurde er aus seinem Jahrzehnte währenden Speicherexil befreit. Es gibt viel zu tun, alter Lack weg, neuer Schliff, mehrere Reparaturen, neuer Lack, neues Glas, ich habe Freude an solchen Restaurationsarbeiten. Nachdem ich das morsche Schrankpapier in 50er-Optik entfernt hatte, ging es dem Schrank mit Heißluftpistole und Beitze zu Leibe. Meine Ohren im Gehörschutz, der eintönigen Arbeit nachgehend, schweifen meine Gedanken ab in die Zeiten dieses Schrankes. In die Vorstellung meiner Urgroßmutter und ihres Lebens am Anfang des letzten Jahrhunderts.
Von weit weg waren sie gekommen, das Ruhrgebiet versprach Kohle, Arbeit, Geld und einen bescheidenen Wohlstand. Wahrscheinlich hatte sich das junge Ehepaar diesen Schrank vom ersten Ersparten gekauft. Später sollte mein Urgroßvater dieses Haus bauen, in dessen Keller ich mitsamt Heißluftpistole jetzt stand. Später kam der erste Weltkrieg, das Ehepaar bekam in dieser Zeit der Armut fünf Kinder, später kam der zweite Weltkrieg, der ihnen drei dieser Kinder wieder nahm. Ihre Tochter hatte bis dahin schon geheiratet und bekam zu der Zeit kurz nach dem Krieg, als die Leute vor Hunger Gras und Blätter unter ihre wässrige Suppe mischten, ihr zweites Kind, meine Mutter. Bettelarm, hungrig und zerbombt musste es fast unmöglich sein, ein Neugeborenes großzuziehen.
All dies, Geburt, Tot, Glück, Freude, Trauer und Elend muss dieser Schrank erlebt haben. Ob sich meine Urgroßmutter jemals ausgemalt hat, wie fast ein Jahrhundert später ihr Urenkel dabei ist, diesen Schrank zu neuem Leben zu erwecken? Hätte sie es als selbstverständlich gehalten, dass ich genug zu Essen habe? Dass ich diese Musik dabei höre? Dass diese aus einer summenden Maschine names Computer kommt? Dass ihre Tochter dabei steht, fast 90jährig, so gut wie erblindet, stolz auf ihren Enkel mit so viel technischem Geschick, Geschichten erzählend aus dieser Zeit?
Auch wenn ich in den nächsten Tagen eine mittelschwere Lösungsmittelvergiftung von dem alten Bleilack davontragen werde - ich liebe diesen Schrank schon jetzt und freue mich auf die Küche, die er demnächst schmücken wird.
... link (0 Kommentare) ... comment
Mittwoch, 24. August 2005
Kram
lividus, 04:41h
Es ist schon erstaunlich, was sich alles so in in ein paar Jahren Leben an Kramzeug und Papier ansammelt. Von Zeit zu Zeit habe ich Aufräum-, Wegwerf- und Behaltanfälle. Das gleicht immer einer Art Selbstreinigung. Rekapitulation der Vergangenheit, Statusbestimmung der Gegenwart, Platz schaffen für die Zukunft. Die Schubladen und Kartons, der Papierkorb und die Müllbeutel bekommen mehr als ihre eigene Bedeutung.
Jetzt werde ich diese Räume hier verlassen, und ich muss feststellen, dass die Aufräumaktion diesmal viel länger dauern wird. Beim Durchschauen alter Dinge, Papiere, Briefe, Fotos macht sich eine Mischung aus Wehmut und Freude, aus Spannung und Angst breit. Es ist kribbelig. Was passiert in den nächsten Monaten und Jahren? Wird es genauso sein wie bisher?
Eine Art Inventur des eigenen Lebens der letzten 10 Jahren liegt heute hinter mir. Eigentlich bin ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Ob ich das in 10 Jahren wieder sagen werde?
(und ob ich bis dahin auch alle (!) Telefonrechnungen und Kontoauszüge behalten und sortieren werde?)
Jetzt werde ich diese Räume hier verlassen, und ich muss feststellen, dass die Aufräumaktion diesmal viel länger dauern wird. Beim Durchschauen alter Dinge, Papiere, Briefe, Fotos macht sich eine Mischung aus Wehmut und Freude, aus Spannung und Angst breit. Es ist kribbelig. Was passiert in den nächsten Monaten und Jahren? Wird es genauso sein wie bisher?
Eine Art Inventur des eigenen Lebens der letzten 10 Jahren liegt heute hinter mir. Eigentlich bin ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Ob ich das in 10 Jahren wieder sagen werde?
(und ob ich bis dahin auch alle (!) Telefonrechnungen und Kontoauszüge behalten und sortieren werde?)
... link (9 Kommentare) ... comment
Montag, 22. August 2005
Es bewegt sich
lividus, 02:23h
Es beginnt schon früh zu dämmern zu dieser Jahreszeit. Der stahlgraue Himmel zieht draussen an den Scheiben des Regionalexpresses vorbei. Drinnen ist es stickig, auf den Sitzen die letzten erschöpften berucksackten Weltjugendtagpilger, der MP3-Player erfreut mich mit Musik der besten Rockband Deutschlands und ich erkenne, dass dies demnächst mehr ist als mein Weg nach Hause.
Es wahr ein ruhiges Wochenende, das eigentlich nicht so geplant war. Gerade hatte ich die Wohnungssuche für das Projekt "neuer Lebensabschnitt" begonnen - und was eine Woche zuvor noch eine bierlaunige Idee war, nahm zunehmend Formen an. Ich werde mit ihr zusammenziehen. Nein, werter Leser, nix schlimmes denken, wir werden lediglich WG-Partner. Und damit ist in meinem kleinen Leben wieder alles anders gelaufen, als vorher gedacht. Aber ich besann mich auf den Rat eines Freundes, mit beginnender Promotion mich nicht sofort in die soziale Isolation zu verbannen und die Erfahrung einer Wohngemeinschaft wenigsten einmal im Leben zu erfahren.
Nun, natürlich ist da auch noch die kleine, aber ziemlich schnuckelige Altbauwohnung mit hohen Decken in einer erstaunlich ruhiger Lage im Herzen des Ruhrgebiets und eine reizende Mitbewohnerin noch dazu.
Huch, akademischer Single Ende 20 in einer Albau-Großstadt-WG - Hallo Klischee! Ich komme!
(Aber ich freu mich drauf und jetzt rasch ins Bett, morgen gibts einiges zu organisieren. Ja, es bewegt sich.)
Es wahr ein ruhiges Wochenende, das eigentlich nicht so geplant war. Gerade hatte ich die Wohnungssuche für das Projekt "neuer Lebensabschnitt" begonnen - und was eine Woche zuvor noch eine bierlaunige Idee war, nahm zunehmend Formen an. Ich werde mit ihr zusammenziehen. Nein, werter Leser, nix schlimmes denken, wir werden lediglich WG-Partner. Und damit ist in meinem kleinen Leben wieder alles anders gelaufen, als vorher gedacht. Aber ich besann mich auf den Rat eines Freundes, mit beginnender Promotion mich nicht sofort in die soziale Isolation zu verbannen und die Erfahrung einer Wohngemeinschaft wenigsten einmal im Leben zu erfahren.
Nun, natürlich ist da auch noch die kleine, aber ziemlich schnuckelige Altbauwohnung mit hohen Decken in einer erstaunlich ruhiger Lage im Herzen des Ruhrgebiets und eine reizende Mitbewohnerin noch dazu.
Huch, akademischer Single Ende 20 in einer Albau-Großstadt-WG - Hallo Klischee! Ich komme!
(Aber ich freu mich drauf und jetzt rasch ins Bett, morgen gibts einiges zu organisieren. Ja, es bewegt sich.)
... link (2 Kommentare) ... comment
Dienstag, 16. August 2005
gefangen zwischen den Welten
lividus, 01:42h
Ich wollte heute meine weibliche Seite ausleben, kaufte eine Packung Caramel Liaison, verwarf schnell den Gedanken, mir einen großen Milchkaffee zu machen, weil ich eben diesen lieber schwarz und bitter mag, und auch das Vorhaben eines ausgedehnten Entspannungsbades bei Kerzenlicht musste aufgrund der mangelnden Badewanne scheitern. Der Mediengenuss mit weiblicher Zielgruppenwerbung, meine geliebte Dr. Jordan Cavanaugh, stand auf jeden Fall für 22 Uhr fest auf dem Stundenplan.
Bei einem Blick in die Programmzeitschrift meldete sich meine zutiefst männliche Seite mit einem lauten "Ahrgh!" zurück, als ich bemerkte, dass sich Pro 7 und Kabel 1 so gar nicht abgesprochen haben und demnächst die süßeste Pathologin der Welt zeitglich mit der neuen Staffel von Manni Burksmüllers "Helden der Kreisklasse" gesendet wird. Und da ich schon in der letzten Saison die Abenteuer des SSV Hacheney (Ja! Obwohl sie aus der verbotenen Stadt kommen!) sehr geschätzt hatte, musste ich mich wohl enstcheiden.
Ist aber nochmal alles gut gegangen. Dank des technischen Verständnis der männlichen Seite wurden rasch ein paar Kabel umgestöpselt, die Recordersoftware installiert und der Kreisklassenkicker aufgezeichnet, so dass sich der Rest meiner Persönlichkeit ungestört am niedlichsten Mundwinkelmelanom der Fernsehgeschichte ergötzen konnte.
Jetzt sitze ich, standesgemäß mit Trainingshose bekleidet, mit Bier und Zigarette vor dem Computer und schaue die Aufzeichnung des SSV. Es ist schön, auch mal Mann sein zu können ;-)
Bei einem Blick in die Programmzeitschrift meldete sich meine zutiefst männliche Seite mit einem lauten "Ahrgh!" zurück, als ich bemerkte, dass sich Pro 7 und Kabel 1 so gar nicht abgesprochen haben und demnächst die süßeste Pathologin der Welt zeitglich mit der neuen Staffel von Manni Burksmüllers "Helden der Kreisklasse" gesendet wird. Und da ich schon in der letzten Saison die Abenteuer des SSV Hacheney (Ja! Obwohl sie aus der verbotenen Stadt kommen!) sehr geschätzt hatte, musste ich mich wohl enstcheiden.
Ist aber nochmal alles gut gegangen. Dank des technischen Verständnis der männlichen Seite wurden rasch ein paar Kabel umgestöpselt, die Recordersoftware installiert und der Kreisklassenkicker aufgezeichnet, so dass sich der Rest meiner Persönlichkeit ungestört am niedlichsten Mundwinkelmelanom der Fernsehgeschichte ergötzen konnte.
Jetzt sitze ich, standesgemäß mit Trainingshose bekleidet, mit Bier und Zigarette vor dem Computer und schaue die Aufzeichnung des SSV. Es ist schön, auch mal Mann sein zu können ;-)
... link (2 Kommentare) ... comment
... older stories