Dienstag, 3. Januar 2006
alle gefühle durch
Freudig, euphorisch, traurig, eifersüchtig, wütend, nachdenklich, lustig, dankbar, wohlwollend, resignierend - dafür, dass wir erst den 3. Januar haben, waren das schon ganz schön viele Gefühle für dieses Jahr.

Ich denke, Ausgeglichenheit zu erlangen, ist ein gutes Wochenziel.

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Samstag, 1. Oktober 2005
Follow your instinct - it usually takes you home
Dies ist nach wuseligen, ereignisreichen und anstrengenden Tagen der letzte Beitrag vom gewohnten Ort aus. Zwischen fast kahlen Wänden sitze ich, alle wichtigen Besitztümer türmen sich im Hausflur zu einem großen Berg und warten, morgen umgezogen zu werden.
Diverse Gefühlslagen von aufgeregt-hibbelig bis deprimiert-niederliegens habe ich erlebt in den letzten Tagen, was nicht immer Zeit für ausreichend Schlaf ließ. Im Moment bin ich einfach nur müde, genieße trotzem letzte heimische Rituale. Kerze und Musik an, Licht aus, eine letzte Zigarette im alten Wohnraum.

Dieser bleibt, da im Familienbesitz, mir ein wenig zum Trost noch auf unbestimmbare Zeit erhalten und bietet Hort für evtl. Wochenendaufenthalte, sollte ich von der Großstadt und dem grausamen Alltag erschlagen sein und das Bedürfnis verspüren, mich im halben Kreise meiner Familie austzheulen. Whatever. Kahle Wände sehen kacke aus. Somit nutzte ich die Möglichkeit und gestaltete die Stätte meiner Jugend auch dergleichen: Immernoch sehr kahl (mit 16 mochte ich keine "Dinge"), jedoch ausgestattet mit dem Zweitrechner, der Arbeitsplatz, Musik und Fernsehn bietet, an den Wänden neben einigen aktuellen Fotografien eine nostaligische Ecke mit dem Filmplakat von "Club der toten Dichter" (damals mein persönlicher Schatz) und dem Viatoligy-Plakat von Pearl Jam (wenig später, ähnlicher Schatz), das ganze geziert mit einer grün bepolsterten Schlafcouch in 60er Optik aus dem Fundus und dem alten Bücherregal, gefüllt mit ein paar Perry Rhodan Romanen aus Urzeiten.

Ich werde meinem Instinkt folgen - auf dass er mir ein neues Zuhause zeigt.

/np: In Flames - System

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Sonntag, 25. September 2005
Sanguine Addiction
Neben den mindestens 20 absolut blogbaren Situationen diesen Abends (wirklich sehr ungewohnt), die ich jedoch nicht alle in Einzelheiten beschreiben kann/will bleibt ein ziemlich starker Eindruck, den ich gerne auch fotografisch festgehalten hätte, wenn denn die Kamera plus Stativ nicht schon in einer anderen Stadt in meiner neuen Wohnung auf mich warten würden.

Als ich die Tür hinter mir zumache und der Wohnraum im Dunkeln vor mir liegt, dringt, nach kurzer Gewöhungsphase der Augen, fahles Licht durch die Fensterscheiben. Ein Blick gen Himmel eröffnet mir den Blick auf einen wolkenverhangenen Halbmond, der allen mystischen Gedanken oder Beschreibungen Hohn spricht und einfach nur da ist. Schweigen und ein zum Staunen halb geöffneter Mund.

Nicht dass es der erste und letzte halbe Mond in einer klaren Nacht war, nur heute widerstand das Gefühl dem Eindruck nicht, bei allem was im Moment um mich los ist. Buffer overflow hätte der CD-Brenner damals gesagt. Zuviel Input. Da kann einen das ewige Mondlicht schon aus der Reihe werfen. Bis zur Tränengrenze. Der wahrhaft passendste Soundtrack dazu:

//np:

Type 0 Negative - Wolf Moon

The 28th day
She'll be bleeding again
And in lupine ways
We'll alleviate the pain

Unholy water
Sanguine addiction
Those silver bullets
A last blood benediction

It is her moon time
When there's iron in the air
A rusted essence
Woman may I know you there

Hey wolf moon
Come cast your spell on me
Hey wolf moon
Come cast your spell on me


Wobei dieses wirklich beeindruckend und im Grunde eines der besten Lieder dieses grandiosen Albuns ist, dessen Zeit ("October Rust") gerade aufs neue anfängt ... die Tränen stehen mir in den Augen. Der Gedanke an meine eigene Werwölfin zusammen mit dem Mondlicht bringen mich fast um den Verstand. Zuletzt hörte ich das Album vor fast genau einem Jahr - auf dem hunderte Kilometer langen Weg zu P.

All of the flowers
All of the flowers I gave her

She burned them


/np: Type O Negative - Burnt Flowers Fallen

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Freitag, 16. September 2005
Zeitreise II
Ich kann es nicht mehr leugnen - ich stecke mitten im ersten richtigen Umzug meines Lebens. Neben der Spannung und der Vorfreude macht sich bittere Ungewissheit breit. Neue Stadt, neue Wohnung, neuer Job, neue Umgebung, vielleicht neue Freunde. Ich wälze Fragen hin und her, immer und immer wieder. War das die richtige Entscheidung? Schaff ich diesen Job? Soll aus mir sowas wie ein Wissenschaftler werden? Langt das Geld?
Gerade letzteres macht mir einige Probleme - im Moment werden Unsummen für nötige Dinge verschlungen, die eigentlich gar nich da sind - kann ich von dem Doktoranden-Hungerlohn überhaupt leben?

Derweil macht sich hier zu Hause das organisierte Chaos breit: Fertig gepackte Kisten stapeln sich auf der einen Seite während auf der anderen Seite der Haufen mit dem Kram, der noch sortiert werden muss, weiter wächst.
Jeder Gegenstand in meinen Händen schickt mich auf eine Zeitreise quer durch die letzten Jahre, gute und böse Erinnerungen, Gedanken an freudige Ereignisse, Gedanken an schreckliche Vorfälle. Viele unnütze Dinge, und bei jedem stellt sich die Frage des Wegwerfens oder Behaltens.

Der Wunsch nach Erneuerung ist groß, auf der anderen Seite schreit jedoch das Verlangen, dass alles so bleiben sollte, wie es ist.

Und ganz schlimm: Alte, seit Jahren ungehörte CDs - vor allem längst vergessene Sampler, die zu verschiedensten Ereignissen zusammengestellt wurden. Da dreht sich mir das Gehirn um.

//np: Radiohead - Karma Police

P.S.: Ach ja, hab meinen ersten Hörsturz halbwegs gut überstanden. Zumindest hör ich auf beiden Ohren wieder halbwegs anständig. Bleibt der kleine brummende Mann im rechten Gehörgang. Nu, mit dem komm ich auch noch zurecht. Onkel Doktor sagte, ich sollte mich etwas weniger stressen. Haha, wenn der wüsste...

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Freitag, 2. September 2005
Argh!
Richtig ärgerlich ist es ja, das Geschenk meiner Geschwister zum bestandenen Diplom, einen großzügigen Einkaufsgutschein eines sehr tollen Geschäftes, im beginnenden Umzugschaos verbummelt zu haben. Wahrscheinlich ist er schon längst mit dem Altpapier recycled worden und ist Bestandteil der heutigen Tageszeitung. Scheissrotzteuretageszeitung.

(Und noch viel schlimmer ist, dass ich keinem außer mir dafür die Schuld geben kann! Argh!)

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Donnerstag, 1. September 2005
Keine Ahnung
Und dem ist wirklich so. Ein weiterer Tag der letzten vier Wochen meiner studentischen Freiheit. Ein weiterer Mittwoch, an dem ich pilsgeschwängert nach Hause komme. Ein weitere Mittwoch in meiner Heimatstadt, ein Ort, an dem füher am Mittwoch der Anfang des Wochenendes gefeiert wurde. Das war damals, als wir noch alle sechsezhn oder siebzehn waren. Dumme Zufälle wollten es wohl so, dass ich auch 10 Jahre später immer noch das selbe Ritual in der selben Kneipe ausführe. Mittlerweile jedoch mit der Aussicht, dies demnächst nicht mehr zu tun. Mit der Zuversicht, dass sich etwas verändert, sagen zu können, dass es sich bewegt.

Und da ich es liebe, solchermaßen angeheitert unter Absingen zotiger Lieder zu Hause anzukommen und irgendwas blödes zu bloggen (siehe 100 der letzten 176 Tage), hatte ich dies auch heute vor. Leider mit dem Ergebnis, dass ich keine, aber auch gar keine Ahnung habe, was es sein soll. Ich könnte Geschichten über die aufwändige Küchenschrankrestauration erzählen, ich könnte mein Seelebleben offenlegen, mich über das aktuelle Mediengeschehen oder (noch schlimmer) über meinen Musikgeschmack auslassen, ich könnte eine meiner gescheiterten Beziehungen Revue passieren lassen, könnte mich über die Unarten meiner Freunde (oder noch schlimmer) meiner eigenen auslassen. Ich könnte persönliche Zipperlein loswerden, Probleme wälzen, mich in Selbstmitleid suhlen und obendrein noch das ein oder andere Foto ruhrgebietisch geprägter Industriekultur zeigen. Zusätzlich wären noch einige Portionen Zukunfts- und Versagensangst angesagt, gefolgt von Beteuerungen, dass es doch-eigentlich-und-überhaupt-ganz-gut-läuft.

Alles Sachen, die mir bis dato viel Freude gemacht haben - heute Abend nicht. Und in den letzten Tagen auch nicht. Kacke, Opfer einer ausgeprägten Blogkrise. Wahrscheinlich muss ich erst genug Nörgel- und Heulpotential aufbauen, ehe ich anständig weitermache.

Bis dahin mache ich mir noch ein Bier auf, zünde mir eine Zigarette an, lehne mich zurück, höre etwas Musik und schaue, was die Welt um mich noch so mit sich und mir anstellt.

//np: Fear Factory - Contagion

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Samstag, 13. August 2005
Gedanken letztens, im Bett
"Du kannst gerne bei mir im Bett pennen, ich hau mich dann auf die Isomatte auf den Boden." meine ich.
- "Ne, quatsch, Lividus, das Bett ist doch breit genug. Da passen wir schon beide nebeneinander rein.", sagt sie mit einem verschmitzten Lächeln. "Und über dich herfallen werde ich auch nicht sofort, ich hab mich da unter Kontrolle."

Da liegt dieser Mensch neben mir, wir kennen uns seit fast sechs Jahren. Erkennen und kennen, mehr nicht. Eine, wenn auch nur latent vorhandene, seichte Freundschaft. So seicht, dass es langt, zusammen ohne Hintergedanken in einem Bett zu schlafen. Seicht genug, um dies mit flapsigen Sprüchen zu kommentieren, zumal wir beide angetrunken sind.

Ob sie kurz vor dem Einschlafen mein Herz hat klopfen hören? Ob sie meine zum Himmel schreiende Begierde in diesem Moment gespürt hat? Ob sie meine Erektion gespürt hat, die mich in diesem Moment überkam?

Wie kannst du wahrhaftig sein,
wenn die Zweifel dich zerfleischen?

(np: ASP - Tiefenrausch)

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Samstag, 6. August 2005
P wie pleite
Wie nicht anders zu erwarten, ist zeitgleich mit dem Ende des Studiums und dem Ende des Urlaubs auch das Geld zuende. Aber wie. Diesen gewissen Engpass nach dem Urlaub gibt es ja in jedem Jahr - dieses Mal ist er hartnäckiger und scheint mich förmlich aufzufressen. Noch gestern durch einen angesagten dunklen Club getanzt gehumpelt und die letzten Reserven unters Volk gebracht, heute langte es gerade mal noch, um einen Kasten Bier zu kaufen, um einige Freunde anlässlich des Bundesligaauftaktes (juchu! endlich!) zu bewirten. Jetzt ist Schluss - selbst die Gutenachtzigarette muss durch einen Riegel Schokolade ersetzt werden. Ich habe noch über sieben Wochen Leerlauf bis zu meinem Einstieg ins Berufleben meiner Selbstversklavung. Wochen, die eigentlich finanziell durchgeplant waren und verheißungsvoll eine süsse Zeit des Nichtstuns versprachen. Weit gefehlt - ich brauche einen kurzfristigen Job. Das Auftragsbuch fürs Webdesign ist schon lange gähend leer, es bleiben bloß einige Aussenstände einzuholen. Scheint, als müsse ich mich auf alte Werte zurückbesinnen und Popcorn braten und Karten abreißen, wie zu alten Grundstudiumszeiten.

Humpf. Da redet man sich ständig ein, kein Opfer des Konsumwahns zu sein und stellt dann doch fest, dass es ohne Geld auch nicht wirklich weiter geht...

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Freitag, 5. August 2005
Patellaluxation
"Wenn ihr fertig seid, sagt bescheid, wir würden gerne auch ein paar Bälle spielen." sagt C. am Strand. Das Wetter ist prächtig, die Sonne scheint, ganz anders als an den zwei Tagen zuvor, an denen wir mehr oder weniger unterbrechungsfrei durch den Regen gefahren sind. Ich hätte ihn abhängen können auf dem Rad. Das Winter- und Frühjahrstraining hat sich doch ausgewirkt: Langsam fahren macht keinen Spass, schon gar nicht wenn es regnet.
Nun, ich habe mich zurückgenommen und das Rad sogar auf den letzten Kilometern in den Zug getragen. Er schwere Beine, schmerzendes Gesäß, kein Bock auf lange ampelfrei norddeutsche Strassen.
Auf der Insel angekommen, war ich dann wohl in Zugzwang. Am Strand fühlte ich förmlich, wie es ihm beim Anblick des Beachvolleyballcourts in den Fingern bzw. Armen juckte. Ein Sport, der mit Ballgefühl, unkontrollierbaren Bewegungen und viel Schnellkraft verbunden ist: Also nichts für mich. Trotzdem. Mit der Beseeltheit von zwei Strand-Bier am Frühabend und dem Pflichtgefühl, auch mal seinen Sport zu treiben und ihm seine Bewunderung als Oberligaspieler zukommen zu lassen, wagte ich mich aufs Spielfeld. Wann sonst hab ich in meinem alltäglichen Leben auch schon das Erlebnis, knapp mit Bikinioberteilen ausgestatteten jungen Damen, einen Ball zuzuwerfen?

Der letzte Unfall war knappe 10 Jahr her. Eine auf der Tanzfläche liegende Flasche war mir damals zum Verhängnis geworden. Kniescheibe zum zweiten Mal raus, eine weitere Operation und jahrelang viel Vorsicht und Angst bei allen Bewegungen. Mittlerweile hatte ich sie verloren.

Es waren keine fünf Minuten gespielt, ich stellte mich erwartungsgemäß ziemlich dumm an. Noch dümmer als die straffen Bikini-Mädels. Kaum einen nennenswerten Ballkontakt. Dann ich links hinten im heißen Sand, C. hatte die Angabe, spielte diese in Profimanier fair direkt auf mich. Einen kleinen Ausfallschritt mit dem linken Bein nach hinten. Gewichtverlagerung. Plötzlich kein Widerstand mehr. Für diesen Bruchteil einer Sekunden wußte ich, dass ich dieselbe falsche Bewegung wieder gemacht hatte. Mein Unterschenkel knickte in einem unnatürlichen Winkel vom Knie ab, meine Kniescheibe verließ mit einem lauten "Klack!" ihr vorgesehene Position, schabte dabei den seit Jahren gerade wieder vollständig gewordenen Gelenkknorpel ab, um im nächsten Moment, kurz bevor mein verschwitzer Körper den trockenen Sand berührte, mit einem weitern "Klack!" wieder an ihre ursprüngliche Stelle zurückzukehren.

Nur wenige Schmerzen. Auch wenig Überraschung. Fast selbstverständlich, dass diese eine Bewegung das wieder zum Vorschein gebracht hat, was ich seit Jahren erfolgreich versuchte zu ignorieren.

Gerade zu diesem Zeitpunkt. Gerade hatte ich mich aufgemacht. Gerade trieb ich seit eineinhalb Jahren wieder Sport, begann meinen Körper und seine wachsende Leistungsfähgkeit wieder zu lieben. Die Bewegung meines Körpers und die Anstreungung ließ mich in vielen Situationen und Dinge leichter vergessen. Schluss. Aus. Dickes Knie. Schmerzen. Aussicht auf noch eine Operation. Krankenhausaufenthalt plus Reha mindestens 7 Wochen. Autsch. Es tat nicht wirklich weh, Schmerzen bereitete der Rückfall in die alte Situation von vor 10 Jahren. Unbeweglichkeit, Vorsicht, Angst. Humpeln an Krücken, Treppen als Hindernis. Und ein Urlaub im Sack, auf den ich mich das ganze Frühjahr, während der ganzen Diplomarbeit, gefreut habe. Endlich eine Sache, die ich beherrschte. Auch wenn es nur Radfahren war. Monatelang putze und pflege ich das Teil, stattete es mit neuen tollen Teile aus und hatte nur diese Tour vor Augen.

Aus. Vorbei. Von einer Sekunden zur nächsten. Mit dem Zug nach Hause. In die Pedalen treten: unmöglich. Demütigend.

Mittlerweile ist über eine Woche vergangen. Der Doc sagt "Halb so schlimm!". Um die OP werde ich herumkommen. Mit viel Vorsicht. Radfahren geht, sagt er. Wenn ich Glück habe, in zwei Wochen wieder das Rad erklimmen. Arthrose hin oder her. Muskelaufbau zählt. Was bleibt, ist die Angst, egal wann, eine falsche Bewegung zu machen. Eine Bewegung, die wieder alles zunichte macht.

Ich mag jetzt meinen Körper nicht mehr. Bin in alte Muster zurückgefallen. Keine Bewegung, die selbe Menge an Schokolade, Kuchen und Bier. Dazwischen humpeld die nötigen Wege zurücklegen.

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Donnerstag, 7. Juli 2005
Statusbericht
Ich habe mir die Zeit des leichten Lebens nach der Diplomarbeit anders vorgestellt. Klar - Vorfreude beschönigt immer alles und eigentlich ist auch alles ok. Trotzdem ists an der Zeit, etwas rumzujammern.

Es ist Mittwoch. Mittwoch! Mittwoch hieß früher immer: Mitte der Woche. Also: Der Beginn des Wochenendes. Dass heißt, man muss dringend im Biergarten um einen Tisch sitzen und sich erzählen, was die Woche bisher gebracht hat, was sie noch bringen soll, was das Leben bisher gebracht hat, was es noch bringen soll. Und ehe man sich versieht, stecken alle Leute (außer mich anscheinend) mitten in diesem Leben, so dass sie keinen Sinn mehr darin sehen, dies anderen mitzuteilen. Gut. Verständlich. Die einen müssen morgen lange arbeiten - ja, sie haben einen geregelten Arbeitstag und verdienen Geld, die anderen tun nicht nur dies, nein, sie gehen mit ihrer Freundin "irgendwohin, was essen" zusammen mit einem "befreundenten Pärchen". Was wird das? Kann man keinen schönen Abend haben, wenn man einen lüsternen Single dabei hat?

Wieder andere möchte man nicht treffen, mit denen scheint es langweilig zu werden (vielleicht bin ich einer von ihnen?). Noch jemand anderes zieht es vor, zu Hause "auf der Couch zu bleiben". - Und eben dort hält mich nichts. Gehe alleine in den Biergarten. Treffe dort "die Kleinen" - die Biergartengeneration nach uns. Sie reden über allerlei sinnloses Zeug, über das, was das Leben brachte und bringt und bringen soll. Sie haben gerade ihr Abitur gemacht und es verbindet sie noch dieser mystischer Zusammenhalt, der nur zu schnell auseinanderbrechen wird.

Dann trifft man Gleichaltrige und stellt fest, dass diese auch nur dummes Zeug reden. Und ich treffe die Alten, die reden noch dümmeres Zeug, weil sie ständig im Biergarten sind. Oder andersrum.

So hab ich mir das Leben nach der "sozialen Isolation" der Diplomarbeit nicht vorgestellt. Gerade heute wird mir klar, dass ich genau in diesem Zustand lebe - den größten Teil der Zeit. Ja, die Zeiten sind vorbei, als man sich mit der Großfamilie abends um den Ofen gesetzt hat und der Großvater Geschichten erzählte. Da muss ich mit auskommen. Und noch lebe ich "im Dorf" meiner Heimat, wo ich so gut wie jeden kenne, ob ich mit ihm reden will oder nicht.

Was soll kommen, wenn ich das Klischee erfülle? Das Klischee des Singles, der in seinem Miniappartement in der Großstadt vereinsamt?

Ach, alles Quängelei. Im Grunde bin ich glücklich und zufrieden - nur eine gewisse Grundnervösität macht sich breit - für Freitag hat mich El Professore zu sich geladen, um die Arbeit mir mir zu besprechen. Irgendwie grauts mir. Aber morgen gehts in den Zoo. Tiere gucken.

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