Samstag, 2. Juli 2005
Ich hab dich lieb
lividus, 05:31h
Zugeben, mittlerweile bin ich mir gar nicht mehr so sicher, dass es ein oder mehrere Autos wären, mit denen ich beschäftig wäre, hätte ich nur das nötige Geld dafür. Dies wäre mir zu klischeehaft männlich. Nun, ich bin beruhigt, außer der mittellauten Musikanlage habe ich im Auto noch nie was geschraubt ;-)
Und trotzdem bin ich eine Beziehung zu einer Sache eingegangen. War es bisher eher eine Zweckgemeinschaft, entwickelt es sich in neuester Zeit etwas intensiver. Der Grund für die Gefühlsregungen ist ist rein ästhetisch-sinnlincher Art. Wenn Fahrräder vor mir stehen oder an mir vorbeifahren, muss ich einfach hingucken. Und bei Fahrrädern ist wies wie bei Menschen - viele schaut man an und vergißt sie sofort, manche andere sind wirkliche Schönheiten, die in Kopf und Augen hängenbleiben.
Rad Nr. 2 ist das Stiefkind, im letzten Jahr im betrunkenen Kopf für 25 Euro bei eBay ersteigert - ein klassisches Peugeot Mangalore, sprich der Prototyp eines Fahrrades, so wie es Anfang der 80er auszusehen hatte - in einem katastrophalen Zustand. Wirklich wert war nur der Rahmen noch etwas - und dies macht es aus: Die Form eines Fahrrades, so wie ich es als Kind gemalt habe (die Kinder von heute malen doch nur noch diese Full-Suspension-Cross-Dinger als "Fahrrad"). Schon letztes Jahr investierte ich viel Arbeit und zuviel Geld, um einen fahrbaren Untersatz draus zu machen: Schrauben, Rahmen lackieren, schrauben, viele neue Teile, schrauben und nochmal schrauben, usw... ein Partyrad solle es sein.
In diesem einen Jahr habe ich eine diffuse Beziehung zu diesem Rad entwicklelt. Während das Verhältnis zu Rad Nr. 1 zwar leidenschaftlich, aber verhältnismäßig abgelärt ist (es weiß halt, was es kann und wie es sich verhalten muss, wenn ich drauf sitze), war es eher eine Hassliebe, die mich mit Rad Nr. 2 verband.
Bis zum heutigen Tag. Ich hatte in den letzten Wochen der Diplomarbeit immer nach neuen Sachen geschaut, habe einige eBay-Schnäppchen gemacht und alles in allem wieder viel Geld ausgegeben. Heute der große Tag in der Werkstatt. 6 Stunden lang wurde es operiert und war danach mit der neuen 14-gängigen Rennradübersetzung und der passenden Schaltung, den neuen Laufrädern und einigen anderen Accessoires kaum wiederzuerkennen. Einige Mucken sind zwar noch da, die werden aber beseitigt. Ok - es sieht immer noch aus dem ersten Blick aus wie ein ganz normales Fahrrad, nichts besonderes, keine unvernüftig teuren Sachen wie sie Rad Nr. 1 verdienen würde und ich sie mir trotzdem nicht leisten könnte, sondern etwas ganz normales. Kneipenrtauglich ist es immer noch.
Ich hatte mich seit Wochen auf diesen heutigen Tag gefreut. Und als es vollbracht war, als dieses vormals allzunormale Kneipenfahrrad in neuem Glanz vor mir stand und ich es anschaute, flüsterte ich leise "Ich hab dich lieb." - und erschrak vor mir selbst. War es ein Fahrrad geworden, das meine Zuneigung wecken kann? Anscheinden schon. Mit dem Schraubenschlüssel in der Hand fühlte ich mich in der Zeit heute wesentlich sicherer und entspannter, als im momentanen Umgang mit anderen Menschen. Während die Liebe zu Rad Nr. 1 ungebrochen ist, läuft Rad Nr. 2 in Gefahr, den Status eines geheimen Liebhabers zu bekommen. Wahrlich - ich hätte gut dran getan, 300 Euro für ein neues billiges Rad auszugeben und es als "Rad Nr. 2 " zu deklarieren, als Party- und Kneipen- und Schwimmbadrad - ich hätte aber niemals soviel Arbeit und (ja, ich nenne es so) Liebe investiert, um diese Beziehung so weit wachsen zu lassen.
Ach du liebe Güte - eigentlich bin ich froh, dass es sich nur um Fahrräder handelt. Bei Autos wäre das wesentlich teurer. Außerdem wäre ich als machohafter bezinsüchtiger Typ abgestempelt. Räder haben da wenigstens noch eine sportliche Komponente ;-) Morgen muss ich mich dringend wieder mit Rad Nr. 1 beschäftigen - stand es wärend der Diplomarbeit doch mehr oder weniger im vollen Glanz in der Ecke, dabei wartet die große Tour in diesem Jahr noch...
Kurz frage ich mich noch, warum dies so ist - warum ich von Metallgebilden mit zwei Rädern erzähle, die Gefühle in mir wecken. Ist es eine reine Notlage? Gibt es niemand anderen in meinem Leben, dem ich offen ins Gesicht sagen kann: "Ich hab dich lieb."? Gibt es nichts schöneres in meinem Leben, als einen kompletten Freitagnachmittag damit zu verbringen, mit Schraubenschlüsseln rumzuhantieren?
Die Zeit wird es mir sagen.
Und trotzdem bin ich eine Beziehung zu einer Sache eingegangen. War es bisher eher eine Zweckgemeinschaft, entwickelt es sich in neuester Zeit etwas intensiver. Der Grund für die Gefühlsregungen ist ist rein ästhetisch-sinnlincher Art. Wenn Fahrräder vor mir stehen oder an mir vorbeifahren, muss ich einfach hingucken. Und bei Fahrrädern ist wies wie bei Menschen - viele schaut man an und vergißt sie sofort, manche andere sind wirkliche Schönheiten, die in Kopf und Augen hängenbleiben.
Rad Nr. 2 ist das Stiefkind, im letzten Jahr im betrunkenen Kopf für 25 Euro bei eBay ersteigert - ein klassisches Peugeot Mangalore, sprich der Prototyp eines Fahrrades, so wie es Anfang der 80er auszusehen hatte - in einem katastrophalen Zustand. Wirklich wert war nur der Rahmen noch etwas - und dies macht es aus: Die Form eines Fahrrades, so wie ich es als Kind gemalt habe (die Kinder von heute malen doch nur noch diese Full-Suspension-Cross-Dinger als "Fahrrad"). Schon letztes Jahr investierte ich viel Arbeit und zuviel Geld, um einen fahrbaren Untersatz draus zu machen: Schrauben, Rahmen lackieren, schrauben, viele neue Teile, schrauben und nochmal schrauben, usw... ein Partyrad solle es sein.
In diesem einen Jahr habe ich eine diffuse Beziehung zu diesem Rad entwicklelt. Während das Verhältnis zu Rad Nr. 1 zwar leidenschaftlich, aber verhältnismäßig abgelärt ist (es weiß halt, was es kann und wie es sich verhalten muss, wenn ich drauf sitze), war es eher eine Hassliebe, die mich mit Rad Nr. 2 verband.
Bis zum heutigen Tag. Ich hatte in den letzten Wochen der Diplomarbeit immer nach neuen Sachen geschaut, habe einige eBay-Schnäppchen gemacht und alles in allem wieder viel Geld ausgegeben. Heute der große Tag in der Werkstatt. 6 Stunden lang wurde es operiert und war danach mit der neuen 14-gängigen Rennradübersetzung und der passenden Schaltung, den neuen Laufrädern und einigen anderen Accessoires kaum wiederzuerkennen. Einige Mucken sind zwar noch da, die werden aber beseitigt. Ok - es sieht immer noch aus dem ersten Blick aus wie ein ganz normales Fahrrad, nichts besonderes, keine unvernüftig teuren Sachen wie sie Rad Nr. 1 verdienen würde und ich sie mir trotzdem nicht leisten könnte, sondern etwas ganz normales. Kneipenrtauglich ist es immer noch.
Ich hatte mich seit Wochen auf diesen heutigen Tag gefreut. Und als es vollbracht war, als dieses vormals allzunormale Kneipenfahrrad in neuem Glanz vor mir stand und ich es anschaute, flüsterte ich leise "Ich hab dich lieb." - und erschrak vor mir selbst. War es ein Fahrrad geworden, das meine Zuneigung wecken kann? Anscheinden schon. Mit dem Schraubenschlüssel in der Hand fühlte ich mich in der Zeit heute wesentlich sicherer und entspannter, als im momentanen Umgang mit anderen Menschen. Während die Liebe zu Rad Nr. 1 ungebrochen ist, läuft Rad Nr. 2 in Gefahr, den Status eines geheimen Liebhabers zu bekommen. Wahrlich - ich hätte gut dran getan, 300 Euro für ein neues billiges Rad auszugeben und es als "Rad Nr. 2 " zu deklarieren, als Party- und Kneipen- und Schwimmbadrad - ich hätte aber niemals soviel Arbeit und (ja, ich nenne es so) Liebe investiert, um diese Beziehung so weit wachsen zu lassen.
Ach du liebe Güte - eigentlich bin ich froh, dass es sich nur um Fahrräder handelt. Bei Autos wäre das wesentlich teurer. Außerdem wäre ich als machohafter bezinsüchtiger Typ abgestempelt. Räder haben da wenigstens noch eine sportliche Komponente ;-) Morgen muss ich mich dringend wieder mit Rad Nr. 1 beschäftigen - stand es wärend der Diplomarbeit doch mehr oder weniger im vollen Glanz in der Ecke, dabei wartet die große Tour in diesem Jahr noch...
Kurz frage ich mich noch, warum dies so ist - warum ich von Metallgebilden mit zwei Rädern erzähle, die Gefühle in mir wecken. Ist es eine reine Notlage? Gibt es niemand anderen in meinem Leben, dem ich offen ins Gesicht sagen kann: "Ich hab dich lieb."? Gibt es nichts schöneres in meinem Leben, als einen kompletten Freitagnachmittag damit zu verbringen, mit Schraubenschlüsseln rumzuhantieren?
Die Zeit wird es mir sagen.
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lunally,
Samstag, 2. Juli 2005, 17:54
Gerade die Ausübung eines (geliebten) Hobbies kann einen mehr befriedigen, als manch anderes im Leben. Zumal... sie bleibt, sie geht nicht weg, nicht wahr?
Und ob Du nun nach vollbrachter Arbeit in runde Teddyaugen siehst oder in das schimmernde Licht der frisch polierten Fahrradklingel und sagst, ich hab dich lieb, ist doch egal.
Und ob Du nun nach vollbrachter Arbeit in runde Teddyaugen siehst oder in das schimmernde Licht der frisch polierten Fahrradklingel und sagst, ich hab dich lieb, ist doch egal.
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spiritofhope,
Samstag, 2. Juli 2005, 19:35
Irgendwie haben wirs wohl grad mit Teddyaugen *g*
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mark793,
Samstag, 2. Juli 2005, 18:08
Also ich kanns verstehen
Hab vor Jahren aufm Sperrmüll ein etwas abgetakeltes Raleigh-Rennrad gefunden und es mit viel Liebe (sowie neuen Laufrädern und anderen neuen Komponenten) wieder flottgemacht in langer Kleinarbeit. Ich hab dieses Fahrrad wirklich geliebt und auch meistens in den dritten Stock hochgeschleppt anstatt es im Hof stehen zu lassen. Aber einmal eben nicht - und diese rare Chance hat jemand genutzt, das Teil zu stehlen. Ich hab wirklich geweint und es hat lange gedauert, diese Wunde zu heilen...
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lividus,
Donnerstag, 7. Juli 2005, 03:10
Der größte Albtraum - es wären nicht einmal die materiellen Werte, die weg wären, sondern das stundenlange Rumschrauben und an anschließende Bestaunen...
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