Dienstag, 11. April 2006
Kacktechnologie
Es ist zu dumm, dass in fast jedem Supermarkt die Türen mittlerweile mit Sensorelektronik und automatischem Öffnungsmechanismus ausgestattet sind.

Da spurte ich auf dem Nachhauseweg vom Schwimmbad (seit drei Monaten mal wieder - und ich bin nicht untergegangen) um fünf Minuten vor acht rasch noch in den örtlichen Lidl, raffe die nötigsten Dinge zusammen, stelle mich an die viel zu lange Schlange. Und sehe an der Paralellkasse (übrigens ein schönes Wort - hat was von Paralleluniversum) diese Frau, die mich binnen weniger als Millisekunden an P. erinnert. Nicht, dass mich diese Tatsache noch irgendwie kratzen würde, schließlich hatte der Dämon jetzt ganze eineinhalb Jahre, sich zu verpissen - trotzdem: Ich konnte eine gewisse Faszination nicht unterdrücken, nach einem kurzen Augenkontakt war ich hin und weg, verbrachte den Rest der Wartezeit damit, ihre Einkäufe zu analysieren - wobei klar wurde: verheiratet mit Kind, was mich nicht davon abhielt, weiter in der Kassenschlange mehr oder weniger blogbaren weiteren Gedanken nachzuhängen.

Nach Bezahlung und Verpackung der erworbenen Waren erbot sich mir die Chance überhaupt: Die üble Gentleman-Nummer mit Türaufhalten - das süßeste Lächeln raussuchen - vielleicht ein Lächeln zurückerhalten - von dannen gehen - und den Abend mit einem guten Gefühl einläuten.

Das Timing war gut, um nicht zu sagen perfekt, knappe zwei Sekunden eher als sie erreichte ich die Tür, griff siegessicher nach dem Griff, der sich jedoch vor meinem kräftigen Zupacken wehrte und selbstständig wie von Geisterhand zurückwich.

Die Tür öffnete sich unter dem eifrigen Summen eines Elektromotors automatisch.

Der ganze Plan war für die Katz. Ich erwägte für einen Sekundenbruchteil eine Alternative, mich trotz Automatik nicht von meinem Vorhaben abzuhalten, verwarf dies jedoch sofort, weil der drohende Peinlichkeitsfaktor eindeutig als zu hoch einzuschätzen war.

Ich ging vor ihr aus der Tür, geradeaus über den Parkplatz in Richtung Straße, drehte mich um und warf ein Blick auf das Auto, in das sie ihre Einkäufe begann einzuladen. Nicht gerade ein Singlewagen. Keine Kindersitze zu sehen.

Das nächste Mal geh ich zu Kaiser's. Da sind die Lebensmittel zwar unbezahlbar, die Türen jedoch massiv und ganz und gar altmodisch manuell zu bedienen.

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Kochen
Heute dann kochte die Enttäuschung hoch, ich vermischte sie mit Wut und würzte das Ganze mit einer Prise Eifersucht und etwas gekräntem Ego.

Serviert auf einer üppigen Beilage aus Unverständnis (al dente) ergibt das zusammen mit einem Glas 2006er Traurigkeitsrebe ein ganz und gar ekelhaftes Frühlingsessen.

Mir ist der Appetit vergangen.

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